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Erika Wimmer: LOOP. raum zwischen erinnern und vergessen 

Beitrag in: LiLit. Literatur im Lichthof, 11/2017

LOOP bedeutet Schleife, Verbindung. Wie die Armenier als Zwangsarbeiter schinden mussten, um schließlich teilweise mit Viehwaggons der Deutschen Bahn in die Wüste geschickt zu werden, wurden im Zweiten Weltkrieg die Juden per Bahn deportiert und umgebracht. Das Projekt LOOP will die schleifenartige Wiederholung dieser destruktiven Vorgänge offen legen, es sucht nach den Verbindungen der Gewalthandlungen und vor allem nach deren Auswirkung – weit über eine Generation hinaus. Der Völkermord an den Armeniern ist in der Türkei über all die Jahre bis heute wirksam geblieben, wie sich z.B. in dem Essay „Weil sie Armenier sind“ (Orlanda Verlag 2015) von Pinar Selek, einer türkischen Widerstandskämpferin im Exil, nachlesen lässt. Der Genozid an den Juden in Deutschland, Österreich und anderen europäischen Ländern wirkt als Trauma bis in die heutigen Generationen fort. Die Bilder der Transporte von Flüchtlingen aus dem Nahen Osten und aus Afrika zeigen, dass dieselbe Gewalt loopartig wiederkehrt: Anna Maria Mackowitz und Elisabeth Melkonyan sehen darin eine wiederkehrende Schuld, die, weil nach wie vor vieles verschwiegen wird und weil immer noch allzu oft weggeschaut wird, nicht zur Ruhe kommen kann. Das Nichtsehen oder Leugnen von historischen Tatsachen und das Nicht Benennen (z.B. das Vermeiden des Begriffs Genozid) führen dazu, dass Trauma und Schuld im Untergrund weiter schwelen.

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